ELECTRIC INFINITY VIII

29.10.2011 - GARAGE

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ELECTRIC INFINITY VII

Lineup

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WAKE UP

01.04.2011 > Salon Hansen

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13th Monkey live

Maschinenfest / 5.-7.11.2010

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    Geneviève Pasquier - Virgin Pulses/Soap Bubble Factory

    In einem Genre, dessen Ausdrucksformen wesentlich über die Stringenz der ästhetischen Roten Fäden und ihrer Einbehaltung determiniert werden, fallen die Perlen darin natürlich auf. Jedes Genre hat seine eigenen Codes. Es kann gesagt werden, dass für manche Sparten die Inszenierung von Authentizität enorm wichtig ist, der die inszenierte Künstlichkeit anderer Spielformen gegenübersteht. Dieser grobe Rock(männlich)-Pop (weiblich)-Dualismus findet seine Auflösungen auf vielen Ebenen, man denke nur an die Künstlichkeit und die Übertreibungen des Metals, denen seine puristischen Gebote und oft als kritisch missverstandenen, reaktionären Haltungen gegenüberstehen. Ähnliches gilt für die Industrial-Szene.
    Industrial ist eine Männerdomäne, die leider oft von allerlei misogynem Unsinn begleitet wurde und wird. Die Frau kommt zumeist nur als Objekt und Opfer darin vor, auch da waren und sind sich Metal und Industrial immer sehr ähnlich. Die Angst vor dem anderen Geschlecht, die eigene Unsicherheit wird immer gern durch Herabsetzung und Entwürdigung überdeckt… Dann aber entdeckte man mit zunehmender Elektronisierung und strengerer Rhythmisierung der Tanzflure die stimulierenden Qualitäten von Industrial, und es ging alles etwas lockerer zu in den Clubs. Industrial-Partys können inzwischen Schauplatz und Catwalk bizarrer, hedonistscher Cyber-Junkie-Kultur sein, in der sich der Flair des Artifiziellen mit Rave und urbaner Haltlosigkeit vermengt, eine angenehm schillernde Abwechslung zu den Stagnationen derzeitiger Versuche von Breakcore über Minimal-TechHouse bis zur Indiedisco. Geneviève Pasquier ist die Quadratur, dem Industrial Pop-Appeal einzuverleiben, ohne ihm dadurch seine Grundfärbung zu nehmen, gelungen, sehr individuelle Mischverhältnisse der Stücke aus Kälte und Sex, Distanz und Hitze, Eindringlichem und Flüchtigkeit, Authentizität und Künstlichkeit, Soundscape und Dancetrack , immer wieder an der Schnittstelle von Track zu Song. Eine ganz eigene Handschrift, leichte, dissoziative, zerbrechliche Schwingungen über schneidendes Glas, eine neue Sinnlichkeit der Prozessoren. Eigentlich ist die Ahnenlinie der großen Borderlinerinnen Nancy Sinatra – Cosey Fan Tutti – Jarboe – Peaches die richtige. Geneviève Pasquier benutzt ihre Weiblichkeit auf für manch eine(n) unerträglich leichtfertige Art, so dass es den anderen schon wieder eine helle Freude und mehr ist. Patti Smith sagte damals, dass sie die Vorstellung, dass jemand zum Cover von “Easter” masturbiere, erregend fände. Aber wer glaubt, dass hier nur eine weitere Variation des Kindchenschemas vorliegt, irrt sich. Man kommt nicht ganz an sie heran. So authentisch Pasquier auch wirkt, wir hören einem Alter Ego zu, dem Schwan in ihr, der nur existieren kann, weil da vielleicht irgendwann einmal ein Entlein war. Irgendwo dazwischen ist eine schwer fassbare, komplexe Persönlichkeit, die Danceable New Wave Industrial macht, zu vermuten. Respekt. Man ist gespannt auf mehr.
    (Ant-Zen) André

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