ELECTRIC INFINITY VIII

29.10.2011 - GARAGE

[mehr]

ELECTRIC INFINITY VII

Lineup

[mehr]

WAKE UP

01.04.2011 > Salon Hansen

[mehr]

13th Monkey live

Maschinenfest / 5.-7.11.2010

[mehr]

    Honey I've been waiting tonite:

    THE GALLON DRUNK REISSUES

    Habt Ihr sie damals mitbekommen, diese stylishen, oft leicht angetrunkenen englischen Männer in schicken teuren Anzügen, die sie angeblich vom Onkel aus Heidelberg geschenkt bekommen haben? Habt Ihr James Johnston gesehen, wie er, bevor er bei den Bad Seeds anheuerte und dann mit ...bender mal eben das Sub-Genre Abstract Noise Folk definierte, zwischen Orgel, Gitarre und Gesangsmikro hin und her wirbelte oder gar alles gleichzeitig bediente und dessen Gesang dabei zwischen den Herren Cave und Spencer oszillierte, nur dass er wesentlich...getriebener dabei wirkte? Die ersten drei LPs von Gallon Drunk, TONITE...THE SINGLES BAR (SINGLES 1988-91), YOU, THE NIGHT...AND THE MUSIC und FROM THE HEART OF TOWN (jetzt alle: Sartorial Records) haben den Rezensenten die gesamten Neunziger begleitet, ein rauschhafter Soundtrack zum Leben, der nichts an Sogkraft verloren hat, wie er gerade feststellt. Der letzte Track der letzten LP dieser Trilogie, „Paying for Pleasure“, sagt alles. Das gewaltige 2-Akkord-Orgel-Outro nach der Zeitlupen-Duell-Melodie legt sich wie ein Teppich des Todes über den vorangegangenen Exzess aus Reinsteigerung und Lärm, der auf der ersten LP bezeichnenderweise mit „The last Gasp“ begann. Dazwischen eine Wein, Weib und Gesang thematisierender Orgie voller zum Beischlaf ermunternder Percussions, Noise-a-billy skizzierender Gitarren, die geil ins Feedbackdunkel torkeln, Orgeln, die dich unvermittelt wie der Mystery Train in der Nacht erwischen, den Unterleib fistende Bassläufe, Zeitdokumente eines irgendwann im Siegeszug elektronischer Musik verloren gegangenen Ästhetizismus, der sch auf die Samen beruft, die ein gewisser Aaron Elvis Presley einst verspritzte, als er in schwülen Nächten sein Becken in den Sun Studios kreisen ließ, um den Mädchen zu imponieren und sich selbst zu beweisen, dass er’s drauf hat. Nur wenig später machte sich Ennio Morricone auf, die Welt der Musik für immer zu verändern. Der Rest ist eigentlich Geschichte, deren Fäden wir wieder aufnehmen Ende der Achtziger, als ebenjene oben erwähnten jungen Männer entdeckten, dass sie zu eitel und zu cool waren, um ordinäre Teds oder Post-Punks zu werden, vielleicht auch, weil ihnen The Birthday Party gezeigt hatten, dass der sündhafte Aspekt von Rock’n’Roll ohne Peinlichkeit ins damalige Jetzt übertragen werden konnte, wenn man es nur richtig anstellte: Dem guten Elvis wurde ja noch verboten zu singen „The Things I DID and saw...“ und James Johnston und seine Mannen haben das dann für ihn nachgeholt, wenn Ihr versteht, was ich meine... Grunge und der schnöde Rest sorgten jedenfalls dafür, dass Rock’n’Roll the Gallon Drunk Way nicht zum Hype wurde, einzig Jon Spencer und seine Dirty Christina fanden ihre eigenen verschlungenen Pfade zu MTV, Gallon Drunk aber existierten in ihrem angenehmen rotlichtgefluteten Abseits und generierten vor allem eines: Stil im Sinne von Coolness. Wer die damals nicht mitgeschnitten hat, hat jetzt die Chance, jene sträfliche Lücke durch die natürlich mit allen möglichen Extras versehenen Reissues zu füllen, den Staub vom Anzug zu klopfen und zu begreifen, was es mit der Definition inebriativer Coolness wirklich auf sich hat. Wir sind auf jeden Fall alle total drauf abgefahren und ich gebe zu: In jener von Schnaps und Muschisaft durchtränkten Zeit finden meine protzig-weltmännischen Koteletten ihren Ursprung. Und die muß man sich nämlich erst verdienen. Jawoll. (alle: Sartorial Records) André

    gallon drunk
    gallon drunk