ELECTRIC INFINITY VIII

29.10.2011 - GARAGE

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ELECTRIC INFINITY VII

Lineup

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WAKE UP

01.04.2011 > Salon Hansen

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13th Monkey live

Maschinenfest / 5.-7.11.2010

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    Provokation, Politik und Pferdefick

    Bring the noise!“ Public Enemy

    Vorspiel

     Unsere moderne, erkünstelte Musik, ist wie das schlimmste, in Töne gesetzte Barock und anscheinend bloß geschrieben, um unseren schäbigen, großstädtischen Kritikern hochtrabende Kommentare zu entlocken. John Knittel

    Im ikonisierten Popularkosmos tut sich was. Die totale Verwertbarkeit und völlige Bedeutungslosigkeit von Quelle und Bezüglichkeit ist erreicht. Die Unendlichkeit an nur noch als Informationspartikel wahrgenommenen kulturellen Daten erlaubt die freie Verknüpfung von Allem ohne Voraussagbarkeit des Ergebnisses. Am Radio Drehen ist Komposition ist eine Jamsession. Bedeutung oder Beliebigkeit entstehen aus Vertrieb, Streuung, Infizierung. Der Virus hat die grösste Chance zu überleben, da er dem perpetuum mobile am meisten entspricht. Die nötigen Resourcen an Raum und Überträger sind vorhanden. Der Slide vom Virtuellen ins Organische kann als neuer Klingelton über das Handy laufen oder ein Breakcoreabend sein, der einer sich über dem Gast öffnenden ZIP-Datei gleichkommt. Bedeutungen blitzen auf, werden von folgenden mutiert und fortgeschubst. Zufallsgebundene Verknüpungen im Bewusstwerden des Weissen Rauschens, aus dem vormals mühsam rote Fäden extrahiert wurden. Pragmatismus, Industrial & Sample Culture und Medienrealitäten lassen einen Pfad hinter sich, auf dem die geschredderten Fetzen nicht nur der Popkultur von jedem zusammengeklaubt und in neue Form gebracht werden können, diese und damit deren Bedeutung in Netze(n) und Hardware und Körper(n) eingespeisen und erschaffen, Ableitungen, die nicht zwingend Rückschluss auf die Ursprungsform zulassen.

     Wir leben in einer Informationsgesellschaft. Das lernt man schon in der Schule. Was man dabei nicht lernt, ist, daß man dabei auf Schritt und Tritt Spuren hinterläßt, immer und überall, winzige Bruchstücke, scheinbar bedeutungslose Datensplitter, die wiederaufgefunden und neu zusammengesetzt werden können. William Gibson

    Die institutionalisierte Bildungsindustrie, ihre Heiligsprechung des Zitats zur Sicherung monetärer Hegemonien und Signifikationsvorrechten führen sich durch formales Reinheitsgebot und Reglemetierung ad absurdum. Wissen und Informationsgebrauch ist nicht messbar, zerstäubte Phonetiken, die als Spams in Buchstabensuppen blühen, synästhetische Zwitter, die als Sample und Link komprimiert sich an anderen Ufern entfalten können, Kunst, Advertisment, Pamphlet, die Kontrolle über die Zeichen ist vorbei.

    "Bronx some amorous a giovanni! tuscaloosa and mathematik. see hornmouth, hangar. on aida or fredericks! reman be plug be sip may forgettable may tiptoe be loquacious. be dachshund in saltbush and morphemic be billet some duplicable be bantus. not bundle!" Spam

    Die Bedeutungszuweisungsprozesse passen sich den Suchmaschinen an, Filter, die eigene Regeln haben, in denen das Ranking über den Erfolg und  Streuung und Verbreitung über die Position entscheidet. Schon die Bindung an ein Wort, das so Label und Logo ist, entscheidet über Bedarf, Erwartung und Erfüllung, der Konnotationsauftrag ist von immenser Bedeutung. Das Produkt, die Denotation tritt hinter den Handel mit und Erstellen und Streuen von Identifikationsträgern zurück.

    Kunst kann Verpackung verkaufen. Und Kurzwaren. Die Verquickung der völligen Freiheit und totalen Nivellierung (von) der Kultur durch ihr Schreddern macht die Eindeutigkeit zu einem wertvollen Gut, der Nadel im Heuhaufen.

    The music business is a cruel and shallow money trench, a long plastic hallway where thieves and pimps run free, and good men die like dogs. There's also a negative side.“  Hunter S. Thompson

     

    I.  Sex sells. Werbegesetz

     
    Whitehouse: Eindeutig(e) Möchtegernmephistos

    A Blogged Rant. Die Welt geht weiter vor die Hunde.  St. Paulis Geschäftsleute sorgen dafür, dass ihre Subunternehmerinnnen die Kunden nicht länger durch Schenkelsex um die erstandene Vaginal-Penetration bringen, Mütter von Vergewaltigungsopfern müssen in den Knast, weil  das Ohrfeigen von Vergewaltigern nicht patriachartskompatibel ist, Arbeitskollegen, deren Leben der Handykultur und der Freude an der eigenen Oberflächlichkeit gewimdet bzw verfallen ist, unterbieten sich gegenseitig im  klitoris funghi-Bestellen bei in Ungnade gefallenen Pizzabringdiensten,  "Special" von Peter Sotos wird auch in Deutsch publiziert. Sotos war seinerzeit Mitglied der zweifelhaften englischen Industrialprovokateure Whitehouse, wurde aber selbst William Benett und Co zu heiss, musste Sotos doch als erster Amerikaner ein Jahr im Bau verbringen wegen des Besitzes und der Vervielfältigung von Kinderpornografie. Er hatte für ein von ihm herausgegebenes Zine, dass sich, ach nee,  Serienmördern widmete, ein Bild aus einem einschlägigen Magazin, natürlich nur zu diesem Zweck erworben, zur visuellen Unterstützung der Thematik abkopiert. Die alte, mit „Bei Ausbeutung“ beantwortete Frage, wo denn die Kunst aufhört, will hier nicht gestellt werden, sie weigert sich aus gutem Grund beharrlich. Sublimierung und Kompensation, das geht selbst dem Holzhammerpsychologen ganz schnell von den Lippen. Special? Endlose Gewalt-, Erniedrigungs- und Vergewaltigungsphantasien, frei von Handlung, nur schwach gebrochen durch mehr oder weniger autobiografische Dialoge mit dem Therapeuten, ermüdend, erschütternd und extrem. Ihr kranken Wichser, die ihr jetzt los lauft, um euch dieses Buch zu besorgen, wenn euch dieses Buch gefällt: Bitte, verlasst die Stadt. Geht nach Belgien. Kriecht bei Gary Glitter oder Pete Townshend unter. Fragt, ob ihr mal in Genesis P.Orridges Sammlung stöbern dürft, der musste nämlich auch für lange Zeit sein Heimatland verlassen, weil seine Obsession nicht koscher bzw seine moralische Integrität durch Drogen rissig geworden war. Nun ist er ja aber bald ganz, na ja,  nicht clean, aber Frau, dann darf auch er versuchen, mal 4 Stunden in der Nacht in Bahnhofsnähe zu verbringen, ohne wenigstens einmal eine fremde Hand im Schritt gehabt zu haben. Wir erinnern uns diesbezüglich gern an "I can go out at night on the streets, without having assholes whistling at me" von den grossen schottischen Satirikern (und Reanimatoren der Herrenwitzrundentradition) The Country Teasers, die sich auf ihrem genialen Mittneunziger Crypt-Album "Satan is real again" am Thema versuchten und mit "Thank You God for making me an Angel", was Mann meint, Stellung bezogen, woraus obige Zeile stammt und welches im "Day in day out"-Joy-Divison-Zitat-Outro mündet, was ziemlich feinsinnig ist, wenn man weiss,  aus welchen Quellen Curtis bei der Namensfindung schöpfte. Die Joy Divisons waren die Nuttenblocks der KZs, die den Schergen zur Verfügung zu stehen hatten. Nun ist der satirische Aspekt mancher Crypt-Combos wie den Raunch Hands  oder den Country Teasers stets einigen entgangen, Bierseligkeit siegt, weswegen verkannte Genies wie Country Teasers Frontman B. E.Waller in London ihren Lebensunterhalt immer mal als Strassenmusiker verdienen müssen, während Whitehouse (Philip Best vertritt dabei den Typus Buchhalter, der nach Dienstschluss den Strassenstrich nach kleinen Mädchen oder Jungens abklappert, William Bennett dagegen mutet inzwischen wie Siegfried (oder Roy?) an, solariumgebräunt und hohlwangig durch Backenzahnzug und frisch aus Thailand. Bleibt zu hoffen, dass beide der ihre Geldbeutel füllenden Klientel die dafür nötige Verachtung entgegenbringen, wie es auch jeder vernünftige Telefonsexunternehmer tut.) mit ihrer neuen Veröffentlichung "Asceticists" auf Bewährtes zurückgreifen, wirkungsvollste, kundenbindende Power Electronics mit Triebfixierung verbinden und das latent und offen Misogyne und Pädophile unserer Zeit nicht persiflieren oder angreifen, sondern füttern.  Textlich dem Pennälertum einfühlsamer „Ass Destroyer“- oder „Rape Day“-Tagen entwachsen, gibt man sich heute, weiterhin völlig ironiefrei,  abgefeiert im hauseigenen Fanzirkel, als letzte Bastion extremer, enttabuisierender  Kunst, die im besten Fall „den Spiegel vorhält“, manchmal jedoch posthum aus Allen Ginsberg einen pfiffigen Rapper macht. Die Arroganz und das Menschenverachtende werden nun mehr schwach ummantelt, gerade genug, dass man sie im Bedarfsfall leugnen kann. Ein alter  Taschenspielertrick der Demagogie, die  ein Grössenselbstballon erschreckenden Ausmasses, der nicht platzen mag, füttert. So hatten Throbbing Gristle (ergriffen spannungserhöhende Massnahmen, ihr „Part 2“ fällt vorerst wegen Regens und ist auf den Herbst verschieben worden. Deswegen auch kein Wort drüber.)  sich das sicher nicht gedacht, damals, als  Manipulation von und durch Medien noch nicht berufsfelderzeugend war. Heute, wo man mit  nötigem langen Atem noch jeden Scheiss an den Mann bringen kann, wo man zum temporären Faszinosum für Erforscher des Abseitigen und Identfikationsmittelpunkt für eine Horde Sozialphobiker geworden ist, sollte die Zeit gekommen sein, auch sich selbst einmal zu hinterfragen. Ansonsten unterscheiden Whitehouse sich in Nichts von den Rolling Stones. Die Reaktion auf ein durch Mystifikation erzeugtes Bedürfnis nach einem Markenprodukt, dessen konnotativen Eigenschaften klar abgezirkelt sind. Darf man enttäuscht sein, wenn man bekommt, was man erwartet? 

    "Gerd, ich glaube, ohne Pornofilme ginge es uns Männern besser." (aus „Muxmäuschenstill“, das deutsche Pendant zu Fight Club, dessen beste Szene herausgeschnitten ist: Narzisst Mux, der den Deutschen ihr Verantwortungsbewusstsein zurückgeben will und dafür zu eher unkonventionellen Disziplinarmassnahmen greift, und sein Kompagnion Gerd nehmen einen wichsenden Rentner im Park auf Video auf, um selbiges dann brühwarm dessen Nachbarn und Bekannten vorzuführen. Vorher allerdings nötigt Mux eine Ladendiebin, den gestohlenen BH abzulegen und sich zu entblössen, ebenfalls vor laufender Kamera. Danach schwadroniert er, auf seine Erektion hinweisend, wie schwer es manchmal sei, Berufliches und Privates zu trennen. Gerd bekommt später einen Rüffel, als Mux ihn masturbierend vor den Dokumentationen ihrer Arbeit antrifft.)

    Ob Lil' Princess ein Fake oder tatsächlich Kolumnnistin bei „Sex Wrecks“ ist, einer Seite, die sich literarisch mit Sex, Porno et al. beschäftigt, ihr Bericht über die sexuelle Belästigung durch einen hässlichen,schwitzenden, schweinischen Fan bei einem Whitehouse Gig zeigt nur, dass man keine einschlägigen Orte wie Parks oder öffentlichen Toiletten mehr besuchen muss, um sich die Existenz sexueller Ausbeutung bewusst zu machen. Allerdings ist dies preiswerter als ein Whitehouse-Konzert.

    Immerhin: Benett gibt DJ-Sets in öffentlichen Toiletten zum Besten, in denen er Homo-Italo-Disco-Zeuchs auflegt.

    Sollten Whitehouse tatsächlich jemals kulturkritische Ambitionen verfolgt haben, haben sich diese längst verselbstständigt und ins Gegenteil verkehrt. Böses tun, um Gutes zu schaffen. In einer Welt, deren Dualismen ad absurdum geführt wurden, ist dies nicht mehr möglich. Die Kontrolle über die Zeichen ist vorbei. In Aussage und künstlerischer Weltverbundenheit auf ein Minimum reduziert, bleibt nur die Flucht nach vorn: Der (von ihnen und ihrer Ästhetik erst auf den Geschmack gekommenen und infizierten) Kundschaft, der Hand, die sie füttert, ihre Missachtung, ihren Ekel zum Ausdruck bringen. Whitehouses Dilemma ist das von Crackdealern und Prostituierten. So lange sie aber erkennen, dass sie nur Lehrlinge, nicht aber mephistophelische Genies sind, die die von ihnen gesponnenen Fäden in irgendeiner Form in der Hand hätten, werden die Geister, die sie riefen, ihnen jegliche Katharsis aushändigen. Ihre Projektionen von (Selbst-)Ekel bleiben plakativ und wirkungslos. Ihre eigenen Dämonen können sie sich nicht mehr austreiben. Ihre scheinbare Radikalität hat sich als die so gern angeprangerte Rockshow entlarvt, ihre (scheinbare)Eindeutigkeit als Abhängigkeit von Marktgesetzen und künstlerische Einfalls- und Konturlosigkeit.

    Immerhin II: Whitehouse befinden sich gerade auf US Tournee. Oder auch nicht. Nach und nach fällt jede sogenannte Live Action aus. Der Viewer schmunzelt, die Newsgroup wundert sich, der Fan plant wacker seine Reise in die nächste Stadt. A No Show Tour vielleicht? Wer hätte nicht gern Fans, denen man  ins Gesicht pissen kann? Metaphorisch jetzt.

    Immerhin III: Whitehouse sind der beste elektronische Liveact der Welt. Wer Whitehouse live sieht, hat die Möglichkeit, dort den Sinn der Sache leibhaftig zu spüren. Wir holen gern weiter aus:

     
    Sexsellers

    Was haben die Bildzeitung, Mariola Brillowska und Whitehouse gemeinsam? Stimmt, alle wissen: Sex sells. Wissen wir natürlich auch, aber uns gibt es umsonst. Die Bildzeitung dagegen ist billig und pickt sich das Pic von Cezara nebst Betroffenheitsalibi Steffi aus unserer Kids-Ausgabe heraus, um über Kindersklavenhandel in Rumänien zu berichten. Die Zeiten ändern sich, die Seite-3-Mädchen auch. Exploitation is everywhere. Ganz im Ernst, die eigentliche Frage ist doch: Wieviel Bild-Leser nutzten Cezara eigentlich als Wichsvorlage? Und natürlich: Wieviel von Euch Vice-Lesern haben das gemacht? Mariola Brillowska und Whitehouse beschäftigen sich von Berufs wegen mit ähnlichen Fragen.Fangen wir mit Mariola an. Die macht Theaterstücke, Filme, Radiosendungen, Comics, malt, schreibt und wohnt in Hamburg. Dort haben wir im Theater Kampnagel Ihr Stück Ritual Kanibalski de Luxe besucht, nicht zuletzt, weil wir vor Jahren schmunzelnd beim FSK (eigentlich ganz cooles Freistilradio aus Hamburg, das vor kurzem von der Polizei drangsaliert wurde, weil sich deren Pressesprecher auf dem Sender lächerlich gemacht hat) mitverfolgen konnten, wie die Lesben-Fraktion von Radio St. Paula sich aufführte und Mariola fertig machen wollte, weil diese in ihrer Las Vegas Radio Show live masturbiert und auch noch Spaß dabei hatte. Konsequenterweise ist sie dann mit ihrer Porno Karaoke Show durch das Land gezogen, ganz beeindruckende, transgressive Happenings, wie der Mann von der FAZ sagen würde, in denen vor allem das kunstbeflissene Publikum ins Schwitzen kam, weil einfach nur Zuschauen nicht unbedingt drin ist. Ihre Filme, ihre Comics, ihre Art lassen uns an Trevor Brown denken, weil beide angenehm auf die sonst üblichen Schmerzgrenzen pfeifen und die eigenen Neurosen und Zwänge in etwas Größeres übersetzen. Im besten Falle kriegen sie es nämlich hin, dass der Betrachter sich dabei ertappt, dass er heiß wird, obwohl er doch eigentlich moralisch betroffen sein müsste. Wer hat noch gesagt: Art is not a mirror, art is a hammer?0610mariolapresse_1Ihr Ritual Kanibalski de Luxe ist eines dieser Stücke, bei denen man sich freut, dass irgendeine Institution offenbar Geld dafür rausgetan hat, damit sich die Künstler eine gute Zeit machen können, Mariola und ihren Leuten sei es gegönnt. So ist das schließlich gedacht mit der Kunst-Industrie, man muss es nur geschickt anstellen, sein Stück vom Kuchen zu ergattern, ab einem gewissen Punkt hat man dann freie Hand und kann ein ziemlich entspanntes Leben führen, weil man sich regelmäßig gegen Bezahlung austoben kann. Man kann dann eine stimulierende Show abliefern, in der Kannibalismus, Entführung, Missbrauch und was sonst so regelmäßig die Boulevard-Presse beschäftigt, in Comicfilme, Trash, Bad Taste, Erotomanie und Selbstinszenierung gebrochen werden, und das Ganze dann mit Experimentalelektronik unterlegen, damit es nicht zu leise wird. Lautes Klappern gehört zu gutem Handwerk dazu.Damit kommen wir zu den Meistern dieses Fachs, Whitehouse. Die waren in Berlin, um eine ihrer berühmt-berüchtigten Live Actions zu präsentieren. Alle kamen sie natürlich aus ihren Löchern, die Weirdos, die Industrial-Menschen, die Sex Wrecks, die Gruftis, die Nerds und die Leute in SS-Uniformen und ihren Hakenkreuzen und Runen, von denen einer in Polizeigewahrsam genommen wurde, aber der war nicht mal Deutscher. Dass wir uns nicht falsch verstehen, Whitehouse sind keine Fascho-Band. Diese Leute sind letztendlich leider überall und haben nur überhaupt nichts verstanden. Es gibt Leute, die würden auch Hundescheiße kaufen, wenn man da das Wort Buchenwald drauf drucken könnte. Oder Kunst. Oder Food.Um es mal ganz klar zu sagen: Whitehouse sind der beste elektronische Live Act der Welt. Was für ein Selbstbewusstsein steckt bitte in dieser Show. Es ist ein Heidenspaß, in Berlin dabei zu sein, wenn Philip Best und William Bennett auf der Bühne Rocker- und Koksfressen ziehen, ultracool und voller Sarkasmus ihre Gesten und Posen zelebrieren und sich in ihren HatenSex-Rants ergehen: das volle We are the fuckers, we are the assholes-Programm, eine transzendierende Gratwanderung zwischen Zynismus, Brautschau und Satire, viel näher an der Wirklichkeit, als vielen lieb ist, der vielleicht einzig wahre Rap des weißen Mannes. Da werden Klappern und Handwerk eins. Guter Noise macht eben sexy und kann ein ordentlicher Hammer sein. Ob man will oder nicht. Ihr werdet euch wundern, wozu ihr noch so abgehen werdet. Irgendwann kriegen wir euch doch. MeViceMag

     

    II.All sounds are equal. Tom Smith, TLASILA

    Meta-Trash: the real avantgarde is smiling

    Blubbering on about intractible issues convinces no one of anything.

     
    Tom Smith hat definitiv den richtigen Namen für die Musik, die er collagiert, improvisiert, dubbt und sonstwie aus dem Hut zaubert. To Live and Shave in L.A. produzieren versierten Krach. The Great Avantgarde Swindle? „30 Minuten Männercreme“ Love is sharing pharmaceuticals) aus Versatzstückchen aus Radiozufälligkeiten, Instrumentarien- und Equipmentnoises, Rumgeschreie, Werbejingles, Samples und musikalischen Aphorismen zusammengepatchworkt ein halluzinativer Nachmittag im Hyperbellesquensupermarkt of Kapitalismuskritk auf dem Zauberteppich zerschroteter Zusammenhänge ein Persona Non But Much Sense Überschussgesellschaft Prankster Themenabend: die Kurzweil der vom Dada erzwungenen Konzentration auf den Moment, ein spontan oder wohldurchdacht ersponnener roter Faden in der permanenten Flut der InformationsDaten: ID . Das Disponieren von Bedeutungen, ohne dabei eine feste Infrastruktur zu erzeugen. Die Gelassenheit des Absurden. Konkret: Die Enteignung musikalischer oder anderer ästhetischer Legislativen und damit indirekt ihrer Informationsverwalter.

    Die sich ihrer Funktion als Wissenverwalterin voll bewusste Dr. Prof. Phil.Christine A. James (Valdosta State University ) nimmt sich die Zeit, einen Essay über TLASILAs aktuelles live eingepieltes Material „Noon & Eternity“ zu verfassen, sie kommt zu dem Schluss, dass diese Platte im sozio-politischen Kontext einen der umfassendsten und bewegendsten Kommentare zum momentanen Zustand des Landes darstellt, da sie die Angst musikalisch nicht benennt, sondern verbreitet und fühlbar macht.

    Wo Slogans in ihrem Dasein als Informationsträger und -mittler jenseits der von den Verwaltern geduldeten und gewollten versagen müssen, weil das Wesen und die Form des Slogans an sich eine wirkliche emotionaleWirkung durch seinen reduzierten, illusionionären Bedeutungsgehalt und der permanenten Nivellierung durch die Inflation verhindert, muss eine neue Form gefunden werden. Die Eindeutigkeit kann nicht mehr einem Partikel zugeschrieben werden. F.A.King

    Die Übereinanderschichtung der realen Schnipsel, Slogans, Zeichen, die Erfassung der Gleichzeitigkeit von im Falle von „Noon & Eternity“ Vogelgrippe, Hurrikan, New Orleans, Arbeitslosigkeit, Terrorismus, Gewalt und Missbrauch, verdichtet in ein Miasma des kulturellen Alltags, in dem das Unbehagen, die latente Furcht und Aggression ein Ventil suchen, um dem Overload Herr zu werden, bietet einen solchen Ansatz, eine Anwendungsmöglichkeit, bei der die beim Hören entstehenden roten Fäden die Wirklichkeit konnotieren,  vorbewusst, die Eindeutigkeit ensteht, ohne an ihre Zeichen gebunden zu sein, im Bauch. Dieses Gefühl von Erkenntnis, dass Erfahren der Sinngebung und Sinnlichkeit im/des/durch den Krach(s), den jeder immer und überall initiieren kann, die Loslösung vom Sendungsbewusstein des genialen Künstlers hin zum impressionistisch arbeitenden Filtersystem, dessen präkognitive Fertigkeiten aus dem Bewusstsein zur Unvorhersagbarkeit, aber dem Wissen um die Bezüglichkeit der Dinge resultiert. Nicht: „Ich mache etwas von (dieser oder jener) Bedeutung“ (was eigentlich meint: „Ich mache etwas von Bedeutsamkeit“), sondern: „Ich (be-)deute alles.“ Das B lassen. Das Präfix „be-“ legen. Deswegen sangen die Be-atles auch „Let it be“. Alle Be-deutung muss absurd, muss non sense sein. Dann klappts auch mit dem Morphem.

    Als ein Großmeister der Kritik mich fragte, warum ich nicht ernst sei, antwortete ich, dass die Kunst nicht ernst ist und dass ich zu ernst sei, um sie ernst zu nehmen. E.Ionesco

     All of a sudden, I found myself in love with the world. So there was only one thing that I could do was ding a ding dang my dang a long ling long

    III. Noam Chomsky on Speed! Al Jourgensen über Rio Grande Blood

    Kennt Al Jourgensen Rolf Eden? Diese ungekrönten Könige der Macho Men Society unterscheiden sich, bei aller Liebe zu slickem Pin Up, fundamental in ihrer Fähigkeit zur Reflexion. Eden, Wegbereiter für Discokultur und Stripteaseclub auf deutschem Boden, schläft auch gern mal ein, wenn der Regie-Assistent zur Drehpause läutet. Eben noch Hahn im Korb gekaufter Blondinen und die Taschen voller Geld und Viagra, sehen wir deutlich einen Speichelfaden aus seinem Munde auf die Sitzgelegenheit niedergehen, straft sein Bekenntnis zur ausserordentlichen Virilität Lügen. Andreas Türck (das Vergewaltigungskarriereaus noch unvorhersehbare Zukunft) kann sich ein Lachen nicht verkneifen. Christian Anders ist auch da und will seine Frau für 100.000 € verhökern. Des Themenabends Titel ist „Geile Schlampe sucht reichen Mann“. Ist ein Revolting Cock, einer der kann oder nicht mehr kann? Hat Al Jourgensen Viagra gecheckt? „Meine Frau meint, ich bräuchte es nicht. Wenn, dann muss Schluss sein mit dem Rock'n'Roll.“ Jourgensen hat sich nichts vorzuwerfen. Hat Heroin überlebt, was hat sich geändert seitdem? „Ich habe jetzt eine viel besser aussehende Frau! Bin produktiver, muss nicht mehr nach der Dealer Standard Zeit funktionieren. Alles ist besser. Jeder Tag über der Erde ist ein grossartiger Tag!“ Was aber hat es mit der Viagra Culture auf sich? „Eine Pille nehmen und alle Krankheiten heilen. Unsere Gesellschaft ist eine der Oberflächlichkeit. Dass Selbstwertgefühl daraus resultiert, wie du aussiehst, was du besitzt. Die äusserliche Bestätigung greift wild um sich.“ Das ist Amerika, mein Freund. Die Revolting Cocks prollen weiter. Pornografie und dicke Hose, Schnaps und Poker. Aber Jourgensen weiss auch um die andere Seite. Wer schweinigelt, muss auch Stellung beziehen.

    We try to stay actively involved in politics and other opportunities that could possibly make a difference practice what we preach, like registering voters on our last US tour.  Its interesting I get asked a lot by Europeans about getting into trouble with the US government, which makes me think that the perception of America right now is far worse than I imagined.  We still have the Constitution here Freedom of Speech and Freedom of Expression.  It doesnt mean that Im not friends with ACLU attorneys (American Civil Liberties Union).  Someone has to speak out, and I am not alone, there are many, many American artists who feel the same and who do the work and who speak out.

    So einfach kann das sein. Ministry ist die Rückversicherung der Revolting Cocks. Und doch das Gegenteil (von TLASILA), das Gefahr laufen kann, in Sachen Geschlechterverständnis ein Zulieferer des gedissten Präsidenten zu werden. Das reine Gewissen, das du hast, wenn du mit Ministry in deinem Sportwagen in den Puff fährst.

    Meta(l)misogynität.Left Winged White Trash.

    „Seit 1984 das unverzichtbare Organ für jeden ernsthaften Fan harter Musik: METAL HAMMER berichtet monatlich mit Gespür für neue musikalische Strömungen und Sinn für traditionelle Werte über Szene-Größen, Newcomer und gegenwärtige Trends. Mit CD.“ Axel Springer Medienangebot

    IV. Oxbow: The Universally Condemned Currency of Cock

    Look here bitch You fine and I dig your style Come fuck with a Nigga Do it Doggystyle (Snoop Dog)

    Ergebnisse 1 - 10 von ungefähr 19.300.000 für ficken. (0,06 Sekunden)google      Ergebnisse 1 - 10 von ungefähr 13.700.000 für denken. (0,07 Sekunden) google  

    Es gibt nicht viel wirklich Großes in der Welt. In Leistung, Kunst und Gefühl ist das Große wirklich selten. John Steinbeck

    Der Big Black Bad Man, mit Swastikas und Pentagrammen tätowiert, steht auf der Bühne, masturbiert und jaulschreit dabei Wortfetzen. Das ist es, woran man sich erinnern wird, wenn man den Namen Oxbow oder Eugene Robinson abruft. Wenn es ihn nicht gäbe, man hätte ihn erfinden müssen. Der grössere Schwanz, der stärkere Arm, der wildere Geist. O Mann, jeder sogenannte Shouter muss den Typen hassen, degradiert er sie doch alle miteinander zu jämmerlichen Zwergen. Ausser Mark Lanegan vielleicht. Wie kann man irgendein anderes Rockbandmodell, dass böse/hart/evil rüberkommen will, ernstnehmen, wenn man weiss, dass es Oxbow gibt? Die Frage nach der Authenzität stellt sich nicht. Wir sind im Rock'n'Roll Circus, dass ist uns schon klar. Die sich ihrer Funktion als Wissenverwalterin voll bewusste Dr. Prof. Phil.Christine A. James (Valdosta State University ) nimmt sich keine Zeit, einen Essay über Oxbows aktuelles re-introducedes Material „Love That's Last: A Wholly“ zu verfassen, kommt also nicht zu dem Schluss, dass diese Band  im sozio-politischen Kontext einen der umfassendsten und bewegendsten Kommentare zum nicht nur momentanen Zustand des Landes darstellt, da sie die Angst musikalisch nicht nur benennt, sondern verbreitet, fühlbar macht und  personifiziert.

    Ich weiss nicht, ob dieser Mythos weiter führt, als wo ich ihn hinbewege. Ich bin schwarz, ich bin gross, unabhängig davon bin ich aber nicht daran interssiert, was meine negritude für den Rest der nicht-schwarzen Welt bedeutet. Oxbow funktioniert eher auf einer jungianischen Ebene. Das wiederum hat mit dem grossen schwarzen Mann zu tun wie Märchen mit dem bösen Wolf. Es ist die Angst davor und gleichzeitig das Verlangen, mit dem in Verbindung zu treten, was sie fühlen, wenn sie die Show sehen oder die Musik hören. Allerdings ficken wir die Leute lieber als ihnen Angst einzujagen.“ E. Robinson

    Ich habe ein einfaches Rezept, um fit zu bleiben. Ich laufe jeden Tag Amok. Hildegard Knef

    Ich bin so normal, wie man mir entgegentritt. Zu 98 % kann man mit mir eine normale Konversation führen, bis hin zu langweiligen Dingen wie Sport oder Filme. Es sind die 2 %, die den entscheidenden Unterschied machen. Daann stehen wir am Fusse eines Gebäudes, das plötzlich in Flammen steht. Und ich, mit einem Flammenwerfer in der Hand. Und wenn du jetzt geneigt bist, zu denken, dass ich bildlich spreche: Ich tue es nicht.

    Der Moment, in dem die Enthemmung ausser Kontrolle gerät, in dem sie in Vergewaltigung umschlägt, der Grat, mit dem Whitehouse so gerne kokettieren,ist in der Erscheinung Robinsons omnipräsent. Er ist in seinem Gesang verankert, in Mimik und Gestik, in der Performance und im Songwriting, in der Selbstdarstellung im Interview, in seinen Newslettern und auf der Homepage, nicht aber in seiner Hautfarbe. Aus jeder Pore spricht zwar das Manische, die Konzentration auf den Trieb, der das Hormon ausschüttet, nach dem Robinson giert. Aber der Schwarze Mann ist ein Mythos.Wer sich für die Rolle des Triebgeleiteten entscheidet, muss mit entsprechenden Anfeindungen rechnen. Muss mit Gegnern und Rudelkämpfen rechnen. Männlichkeitswahn bedeutet Positionierung.

    Die Enthemmung...ich mag sie...das Verhältnis Show-Wirklichkeit. Wenn ich dir während der Show auf die Fresse haue, was kann realer sein? Ja, ich bin nicht verrückt. Wie Dali. Ich zeige mein Ego, in einer wilden Darstellung, mit all seinem Elend. Es ist das Entwirren eines Problems, dass nicht zu lösen ist. Die Frage ist, wie lange können wir so weitermachen? Es geht mir zwar besser, aber ich bin weit entfernt davon, sagen zu können, es gehe mir gut.Wie lange dauert es, bis ich eine Lösung für mein Problem gefunden habe, das frage ich mich jeden Tag. E.Robinson

    Eine seltsame Idee sich fortzupflanzen, wenn man das Leben nicht liebt.
    Houellebecq

    Skullgame - Porn News, Reviews, Opinion, Parody & Prosetry, is edited by an apostate gang of former real world journalists and stand up comedians. Skullgame's motto: 'If not funny, then irreverent; if not irreverent, then hurtful.'

     
    Musikalisch gesehen sind Oxbow die reine Lehre. So komplex die Kompositionen auch sein mögen, so archaisch ihr Ausdruck. Denn die Sexualität, die von ihr ausströmt, ist gewalttätig, roh, bestimmend und nicht lustig. Sie schert sich nicht um Geschlechter, jeder Körper ist tauglich.Doch sie schert sich um nötige Kraft und Reife. Wo Whitehouse auf die Schwachen, die Revolting Cocks auf die Käuflichen und TLASILA auf die Verkopften zurückgreifen, involvieren Oxbow jeden, der willig ist. Oxbows Ziel ist eindeutig. Entladung. Keine Umwege. Keine Politik, keine Scham, keine Verstecke. Keine Mehrdeutigkeit, keine Doppelmoral. Keine Streuung, keine Diskrepanz zwischen Bedeutung und Bezug. Es gibt keine Message. Es gibt nur den Fick und den schreienden Orgasmus. Letztendlich landen wir immer da. Alles Handeln ist sexuell motiviert. Alle Kunst, alle Kultur hat Wurzeln sexueller Natur. Oxbow sind unmittelbar Musik gewordene Libido. Eindeutig.

    Das ist es, was ich fühle, wenn ich Oxbow mache. Und eine Message gibt es doch: Give me your money! E.Robinson

    Epilog

    "Die Kunst bewirkt nur eines; die Faßbarkeit der menschlichen Absichten. Das Bewußtsein ist es, das die Wahrheit schafft. Im Licht der Wahrheit und der Wirklichkeit des Hirns, an dem Punkt, wo die Welt klangvoll und fest in uns wird, mit den Augen dessen, der spürt, wie sich in ihm die Dinge ändern, dessen, der sich mit dem Beginn einer neuen Wirklichkeit befaßt und darauf konzentriert. Diese Zustände, in denen die einfachste, die alltäglichste Wirklichkeit nicht bis zu mir gelangt, in denen der unmittelbare Druck der gewöhnlichen Wirklichkeit nicht bis zu mir dringt, in denen ich nicht einmal die notwendige Höhe meines Lebens erreiche. Dieser Druck und dieses Gefühl mögen in dir zutage treten und mit ihrer Wahrheit und ihrer normalen Dichte in der Welt entstehen, und die dem entspricht, was du in einem System bis, mit einer Größe, die dich darstellt, mit der Größe, die DICH darstellt. Genaugenommen nicht der Umfang der Dinge, sondern ihr Gefühl und ihr Widerhall in mir: der Widerhall, an dessen Ende sich das Denken befindet. Sich von den Dingen mitreissen lassen, statt sich auf diese oder jene spezielle Seite von ihnen zu konzentrieren, endlos Definitionen zu suchen, die uns nur die geringfügigen Seiten zeigen, aber hierfür die Strömung der Dinge in sich haben, auf der Höhe ihrer Strömung sein, schließlich auf der Höhe des Lebens sein, statt dass unsere beklagenswerten geistigen Verhältnisse uns ständig im Dazwischen lassen, auf der Höhe der Gegenstände und der Dinge sein. bei dieser Gelegenheit ihre globale Form und ihre Definition in sich haben und die Lokalisierungen deiner Denksubstanz mögen zur gleichen Zeit wie ihr Gefühl und ihre Erscheinung in dir in Bewegung geraten." Antonin Artaud 1924