ELECTRIC INFINITY VIII

29.10.2011 - GARAGE

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ELECTRIC INFINITY VII

Lineup

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WAKE UP

01.04.2011 > Salon Hansen

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13th Monkey live

Maschinenfest / 5.-7.11.2010

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    TLASILA hören ist wie Thomas Pynchon lesen. Hinter der Herausforderung der Sperrigkeit entwickelt die überbordende Vielzahl der Erzählstränge einen Sog ins Werk, der auf Lebzeiten prägt. “Noon & Eternity” ist dabei das zugänglichste Album in der TLASILA-Historie, die bereits gute 22 Jahre andauert. 22 Jahre, in denen das Herz des Projektes, Tom Smith (der vielleicht bestgewählte Künstlername aller Zeiten?), mit seinen Platten nicht einen Cent verdient hat. Die Welt ist offenbar noch nie bereit gewesen für ausgefeilte, atemberaubende Collagen, die in ihren besten Momenten klingen, als würde eine in Erkenntnis verlorene Seele den akustischen Staub der Welt erbrechen, ein rasender Staubsauger, der alle Geräusche dieser Erde gleichzeitig erfasst, um sie dann in einer intuitiven Hauruckaktion gegen selbige zu verwenden. Man muss den Hebel halt nur ein einziges Mal umlegen, dann sieht man ja, was dabei herauskommt. “Noon & Eternity” besteht aus vier langen, mäandernden, subversiv zermalmenden, alle Merkmale des Songs aufweisenden Statements, die nur erahnen lassen, was im Universum von Tom Smith wirklich möglich ist. Smiths Stimme bäumt sich auf gegen die Schleifen und Feedbacks, die Drones und Drumeruptionen, sie leidet und begehrt auf, sie führt das Pathos eines David Bowie sarkastisch ad absurdum, sie lebt von Übertreibung, Mut, Sophistication und Hingabe. Sie lebt wie die Musik von ihrer Wahrhaftigkeit, die wiederum unser Lachen nur zu gern im Halse stecken bleiben lässt, unser Kopfschütteln geradezu einfordert und genau weiß, dass sie nichts und niemandem Rechenschaft schuldig ist außer sich selbst. Wem über “Noon & Eternity” vielleicht ein Einstieg gelingt und wer sich von Tom Smith an die Hand nehmen lässt, betritt das unerhörte Neuland eines Gesamtkunstwerkes, das, obwohl es viel, viel weiter geht, im Schatten so vieler anderer Ikonen amerikanischer Gegenkultur wie den Residents oder Shockabilly oder Sonic Youth gewachsen ist und noch entdeckt und vielleicht sogar verstanden werden will. Man bedenke dabei stets: wer sich auf Tom Smith einlässt, dem wird vieles Andere, was zuvor noch bedeutsam erschien, ziemlich belanglos, langweilig und arm vorkommen. Und darin liegt die eigentliche subversive Kraft von TLASILA: die Entlarvung imperialistischer Populär-Kultur als künstlerischen Offenbarungseid, eine Müllhalde, derer man sich hemmungslos bedienen kann, um daraus noch mehr, allerdings ziemlich hochwertigen, veredelt-verstrahlten, illuminierten Müll zu produzieren, den man dann, wenn schon nicht im Grundwasser, zumindest im Unterbewusstsein derer, die davon zu kosten wagen, deponieren kann. Die einen erleuchtet es, die anderen kriegen davon Kopfschmerzen. Die Spreu trennt sich vom Weizen, ein weiterer Samen für die stets nötige Kulturrevolution wird besetzt, so dass man zumindest wieder hoffen mag. Danke dafür, TLASILA.
    (Menlo Park) André

    http://blog.png-online.de/2006/12/26/to-live-and-shave-in-l-a-noon-and-eternity/#more-657